Wien Osten

Auch in der Altstadt gibt es Gassen, wo man als Tourist selten hinkommt, die aber mindestens ebenso schön und interessant sind wie die bekannteren.

Die ​Griechenkirche am Fleischmarkt

Die Stadt von ihrer geheimeren Seiten kennenlernen

Der Osten der Inneren Stadt ist der weniger bekannte, weniger besuchte Teil des Bezirks. Gerade diese relative Abgeschiedenheit hat dazu geführt, dass hier noch sehr viel Altes und Interessantes erhalten blieb. In dieser Führung möchte ich Ihnen auch diesen Teil Wiens vorstellen. 

Josef Kornhäusel hatte sein Domizil am Nordrand der Wiener Altstadt im „Kornhäuselturm“, einem für Wien wirklich einzigartigen Gebäude, das sich in seiner Form an den Türmen der norditalienischen Familienclans orientiert. Mit seiner Schlichtheit und eindrucksvollen Größe sticht er aus dem Stadtbild hervor. Der große Dichter Adalbert Stifter beobachtete von hier aus eine totale Sonnenfinsternis. Gleich nebenan liegt einer von Kornhäusels berühmteren Bauten, der Stadttempel, die Hauptsynagoge Wiens. 

Unterhalb des Kornhäuselturms liegt der Fleischmarkt, das Viertel der griechischen Orienthändler, die Wien mit den Schätzen des Ostens – natürlich auch mit dem unentbehrlichen Kaffee – versorgten. Hier steht auch die griechisch-orthodoxe Kirche, mit der die lange und erfolgreiche Karriere des dänischen Architekten Theophil Hansen in Wien begann. Der Erbauer des Parlaments, des Palais Ephrussi und vieler weiterer berühmter Gebäude machte sich zuerst mit der prächtigen Fassade dieses Sakralbaus einen Namen. 

Am Ende der Blutgasse liegt die einzige erhaltene Wohnung Mozarts im „Figarohaus“, benannt nach der Oper, die er während seines Aufenthalts dort schuf. Um den Ursprung des furchterregenden Namens der Blutgasse gibt es viele Legenden, obwohl die Wahrheit bedeutend einfacher, aber auch bedeutend schmutziger sein dürfte. In der Bäckerstraße schließlich gibt es einen seltenen Blick in das Spätmittelalter zu bewundern: Eine Zeit, in der die meisten Häuser mit bunten und oft humoristischen Wandmalereien dekoriert waren. 

Zwei weitere Orte mit Bezug zu Mozart liegen gleich in der Nähe: Das Deutschordenshaus, wo Mozart den entscheidendsten Fußtritt seines Lebens kassierte, und die Rauhensteingasse, wo einst das Haus seines Todes stand. Obwohl durch ein etwas neueres Gebäude ersetzt, bietet der Blick in die Ballgasse hinein immer noch einen Eindruck vom Ambiente der Stadt zur Zeit des großen Komponisten vor über zweihundert Jahren. 

Am ältesten Kaffeehaus Wiens vorbei gehen wir dann zur Kapuzinerkirche mit der Kapuzinergruft, der Familiengruft der Habsburger: Begräbnisstätte für Kaiser von Matthias, dem Gründer der Gruft kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs bis zu Franz Joseph, der hier mit seiner Frau Elisabeth und seinem Sohn Rudolf bestattet ist. 

Einem Kaiser ist auch des Denkmal am Josefsplatz gewidmet: Joseph der Zweite, der Reformer, der seiner Zeit in Vielem voraus war und oft auf Unverständnis unter seinen Zeitgenossen stieß, sitzt hier zu Pferd vor der prachtvollen barocken Fassade der Nationalbibliothek, der früheren Hofbibliothek, die so gut zu seinem Eifer für die Bildung passt. Auf dem Weg dorthin werden wir auch eines der weniger bekannten Resultate seiner Reformen sehen: Evangelische Kirchen! Unter seiner Mutter noch undenkbar, sind sie bis heute Zeichen seines Einsatzes für die religiöse Toleranz. 

Diese und viele andere, teils weniger bekannte, Teile Wiens werden wir bei dieser Führung entdecken und gemeinsam erleben. In etwa zwei Stunden lernen wir die Stadt von einigen ihrer geheimeren Seiten kennen; eine Innenstadt abseits der Wahrzeichen wie Stephansdom und Hofburg.