Das unglaubliche Jahr 1848

Diese Führung stellt Ihnen einige der wichtigsten Orte des Revolutionsjahres 1848 vor und behandelt auch die davor liegende Zeit.

Tod des Kriegsministers Latour am 6. Oktober 1848 in Wien.

Ein Jahr, das immer noch überraschend viel Einfluss auf die Gegenwart hat

Zwischen Wiener Kongress 1815 und Wiener Märzrevolution 1848 liegen die Jahrzehnte des „Biedermeier“ – der aber aus gutem Grund auch als „Vormärz“ bekannt ist. 1815 hatten sich die Mächte Europas in einer so noch nie da gewesenen Friedenskonferenz darum bemüht, die alte Ordnung wieder herzustellen. Doch zu viel hatte sich verändert – die französische Revolution hatte das politische Denken völlig umgewälzt, und ungelöste Nationalitäten fragen wie in Italien oder Deutschland verbanden sich mit dem aufkeimenden Nationalbewusstsein zu einer explosiven Mischung. Über dreißig Jahre bemühten sich die Herrscher, diese Fragen zu unterdrücken. Sie scheiterten. 

Im öffentlichen Bewusstsein ist die Revolution von 1848, wenn sie überhaupt präsent ist, meistens als reiner Fehlschlag verankert. Sie scheiterte in vielen Beziehungen, aber es wäre falsch, sie deswegen als ein unbedeutendes Zwischenspiel abzutun. In Wirklichkeit hatte sie Folgen, die bis in unsere Zeit reichen und die ihre Zeitgenossen noch gar nicht abschätzen konnten.

Kaum ein Ereignis des neunzehnten Jahrhunderts hatte solche Auswirkungen auf die Zukunft wie die Revolutionswelle von 1848. Trotz ihrer meist nur geringen direkten Folgen erzeugte sie vorher nie gekannte Aufmerksamkeit für Begriffe wie Demokratie, Nationalismus, Sozialismus und Verfassung –Begriffe, welche die beiden folgenden Jahrhunderte prägen sollten.

Wien, der Sitz des Kaisertums, war natürlich einer der Brennpunkte dieses ereignisreichen Jahres. Mehrere Revolutionswellen brachten die Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in den Vordergrund – von den Forderungen der Intellektuellen nach Freiheit bis zu den Protesten des arbeitenden Volks gegen die Teuerungen in den Vorstädten.

Die Folgen dieser Revolution sind im Stadtbild Wiens heute noch zu sehen – gerade beim Bau der Ringstraße waren viele Überlegungen geradezu von einem „Revolutionstrauma“ geprägt und zeigen,wie ernst der gerade auf den Thron gekommene Kaiser Franz Joseph die Gefahr einer neuerlichen Erhebung nahm. Seine ganze lange Regierungszeit, von 1848 bis 1916, ist von Angst vor den Symptomen dieser Revolution geprägt. Und tatsächlich beherrschten Nationalitätenkonflikte und die schleppende Liberalisierung, die beiden Kernthemen von 1848, seine Zeit und waren hauptverantwortlich für den Zerfall seines Reichs. Auch seine neuerliche Wiederherstellung der alten Ordnung war also letztendlich nicht von Bestand.

Diese Führung stellt Ihnen einige der wichtigsten Orte des Revolutionsjahres 1848 vor und behandelt auch die davor liegende Zeit, deren Zwiespältigkeit man an nichts besser erkennen kann als an ihren beiden Namen – eben Biedermeier und Vormärz.

Wir werden das Landhaus sehen, wo mit den Protesten im März 1848 alles begann, die Sitze revolutionärer Gruppen wie des Sicherheitsausschusses, der Nationalgarde und der Mobilgarden, aber auch die „Ludlamshöhle“ – eines der herausragendsten Beispiele für die teilweise erschreckenden, teilweise komischen Überreaktionen, welche den Überwachungsstaat des„Vormärz“ und das „System Metternich“ kennzeichneten.

Lernen Sie mehr über die Menschen, die dieses Jahr auf beiden Seiten prägten: Kolowrat, Metternichund Sedlnitzky, deren „System“ den Vormärz beherrschte, Robert Blum, der für seinen Einsatz für die Revolution mit dem Leben bezahlte, Adolf Fischhof, der mit seiner Forderung nach Pressefreiheit den Anstoß zu den Ereignissen gab, Erzherzog Johann, den populären Habsburger, der von Vielen als Chance für einen Ausgleich zwischen dem Kaiserhaus und den Revolutionären gesehen wurde, und viele andere mehr.